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die geschichte des galgo espanol ?

in Die Wurzeln des Galgo Espanol 09.10.2011 12:15
von tigall • 2.782 Beiträge

Der Galgo gehört zu den Windhunden. Windhund ist der gängige Name, Hetzhund die kynologische Fachbezeichnung für diese Hunde. Ein Einblick in die Entwicklungsgeschichte kann das allgemeine Verständnis für den Galgo bzw. die Windhunde und ihre Bedürfnisse vertiefen.

Die Geschichte des Windhundes ist eng verbunden mit den Anfängen der Kultur des Menschen. Wir haben im Windhund den ältesten als solchen identifizierbaren Hundetyp vor uns, der seine ursprüngliche Gestalt durch die Jahrtausende hindurch bewahrte. Schlanke, langbeinige und athletische Typen sind die ursprünglichsten. Gut zu Fuß zu sein, schneller zu sein als die anderen, das zählte in gleicher Weise auch für die frühen Menschen, die als Jäger und Sammler ständig unterwegs sein mussten.

In der Periode um 8000 v. Chr. war der Mensch Nomade und Jäger. Bei der Nahrungsbeschaffung, dem Erlegen von Tieren in freier Wildbahn, war der Hetzhund als Jagdhilfe von großem Nutzen.

Die Frage nach dem Entstehungsgebiet des Windhundes ist bis heute strittig. Bei der Verfolgung der Spuren des Windhundes im Altertum hilft uns die Archäologie und gibt über sein Auftreten Auskunft. Verschiedenartige Funde erzählen uns die Geschichte der Windhundrassen, verwoben mit der Geschichte der Völker.

Im 4. Jahrtausend hatte sich in Mesopotamien ein Zentrum menschlicher Hochkultur gebildet. Aus diesem Kulturkreis sind uns auch erste Zeugnisse erhalten, Funde aus der Gegend Ninive, auf denen Windhunde rassemäßig identifizierbar abgebildet sind.

In der 1. Hälfte des 4. Jahrtausend v. Chr. wurden Gegenstände hergestellt, die uns glatthaarige, hängeohrige Windhunde vom Saluki- bzw. Sloughityp zeigen. Der Saluki und seine orientalischen Nebenformen werden daher auch von vielen Experten als die älteste Rasse angesehen.

Die Präsenz des orientalischen Windhund im vorderasiatischen bzw. südrussischen Steppenraum können wir uns in Verbindung mit dem Nachweis in Mesopotamien ausmalen. Von hier bzw. den späteren Reichen Sumer, Akkad und Assyrien gingen über Handelsbeziehungen die Verbindungen u.a. nach Osten aus. Hierdurch gelangten die orientalischen Hetzhunde in den Iran und nach Afghanistan, wo sie in abgeschiedenen Gebieten bodenständige Spezialtypen herausbilden konnten. Die weitere Verbindung nach Indien und China liegt auf der Hand.

In Ägypten war parallel zur Euphrat-Tigris-Kultur eine andere Früh-Hochkultur am Nil entstanden. Die Ägypter haben durch zahlreiche Reliefs, Malereien, Schmuck- und Kultgegenstände einzigartige Hinweise auf ihre Lebensweise, die afrikanische Fauna und Flora und natürlich ihre Hunde, hinterlassen.
Ab dem 3. Jahrtausend v. Chr. finden wir zahlreiche Hinweise auf einen stehohrigen, ringelschwänzigen Windhund. Er wurde von den Ägyptern Tesem genannt. In Europa sind seine heutigen Nachkommen in den stehohrigen Windhundformen des Mittelmeerraumes und der Kanaren (Pharaonenhund etc.)zu suchen.

Völkerwanderungen und Volksverschiebungen, die im Laufe der Geschichte immer wieder vom vorderasiatischen Stammgebiet des orientalischen Windhundes ihren Ausgang nahmen, haben den maßgebenden Anteil an seiner Verbreitung. Vorindogermanische und indogermanische Volksstämme, Reitervölker, die aus den südrussischen Steppengebieten nach Süden und Westen zogen, führten ihre Windhunde mit sich und verbreiteten sie über die Kontinente. Auf diese Weise nahm auch der Windhund, der immer schon eine Kostbarkeit darstellte, seinen Weg von einem Volk zum anderen.

Im 2. Jahrtausend v. Chr. finden wir den Windhund im Reich der eingewanderten Hethiter in Anatolien (Kleinasien), die sich als ältestes indogermanisches Kulturvolk die Jagdgewohnheiten ihrer Steppenherkunft bewahrten. Zu dieser Zeit tauchte der Windhund auch in den aufblühenden Mittelmeerkulturen auf. Zuerst in Kreta, dann fand er in Griechenland eine Basis für seine weitere Verbreitung im Mittelmeerraum. Kreta, das einerseits im Einflussbereich der Hethiter stand und daneben lebhaft Verbindungen zu Ägypten unterhielt, wurde für die westeuropäischen Kulturen ein wichtiges Ausstrahlungszentrum. Sein stehohriger Windhundtyp, der eine auffallende Ähnlichkeit mit dem ägyptischen Tesem hatte, gelangte im Laufe der kommenden Jahrhunderte über Sizilien und die Balearen bis an die iberischen Küsten und ist auf einigen Mittelmeerinseln in recht ursprünglicher Form bis heute anzutreffen.

In Ägypten finden wir ab dem 15. Jahrhundert v. Chr. den Tesem der alten Dynastien abgelöst durch einen hängeohrigen Windhund mit tief getragener Rute, der dem mesopotamischen bzw. dem asiatischen gleichkommt. Der heutige Sloughi Nordafrikas präsentiert sich als das lebende Abbild jenes Hundes, den die vornehmen Ägypter im Neuen Reich zur Jagd führten. Auch in Griechenland verbreitete sich im Verlauf des 1. Jahrtausends v. Chr. ein neuer, von den anderen in der Antike bekannten Rassen verschiedener Windhundtyp, der sog. Lakonier, benannt nach der gleichnamigen Landschaft mit der Hauptstadt Sparta. Er kam wahrscheinlich zusammen mit den Wellen indogermanischen Völker, die Griechenland besiedelten, von jenseits des Balkans. Obwohl von ihm nicht nur Renn- sondern auch nicht windhundeigentümliche Spüreigenschaften überliefert sind, gehört er äußerlich zum westlichen Windhundtyp und erinnert an den Greyhound.

Die Römer bevorzugten einen höher entwickelten Windhund, den Vertragus, der sich bald im ganzen damaligen Römischen Reich und seinen Provinzen durchsetzte. Dem Vertragus kommt für Europa größte Bedeutung zu, alle heutigen rosenohrigen Windhundrassen tragen sein Erbe. Sein Einfluss war selbst in Nordafrika zu finden. Dieser Windhund war keltischen Ursprungs. Sein Name entstammt diesem Sprachgut. Die Römer hatten den Vertragus und die Technik der Hetzjagd von den Kelten übernommen, als diese bis zum nördlichen Mittelmeerraum vordrangen.

Die Kelten, die im letzten Jahrtausend v. Chr. von Osten kommend nach Europa einwanderten, waren leidenschaftliche Jäger. Sie besiedelten als Hauptsitz Gallien, auch Britannien und Irland. Man findet ihren Vertragus als Motiv in der gallischen Töpferkunst und auf galloromanischen Mosaiken. Die verschiedenen indogermanischen Völkerzüge hatten Auswirkungen auch auf Iberien, wo der Name des bodenständigen Windhund, Galgo, in Spanien noch heute an die Gallier erinnert. Durch die Kelten gelangten die Windhunde im 4. Jahrhundert v. Chr. auch auf die Britischen Inseln. Mindestens seit dieser Zeit soll der Windhund von der Art des heutigen Greyhounds dort heimisch sein.

Fast jedes einzelne europäische Land besaß seinen eigenen Windhund(schlag), meist glatt bzw. leicht rauhaariger Art. Sie sind alle Nachkommen des keltischen oder gallischen Windhundes. So auch der bodenständige Windhund Spaniens, der Galgo, das auch heute noch in seinem Namen "Galgo" zum Ausdruck gebracht wird. Er ist von "Canis gallicus" = der gallische, also keltische Windhund abgeleitet. Daraus entwickelte sich vermutlich später das spanische Wort "Galgo", das allgemein "Windhund" bedeutet.


Quellen
- Kosmos Hundebibliothek: "Windhunde"
- Expertenrat für den Hundehalter von I. und E. Schritt

zuletzt bearbeitet 30.01.2012 10:58 | nach oben springen

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